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Nahrungsmittel-Kräuter

Nahrungsmittel_Kräuter


Die Verwendung von Gewürzen dürfte so alt sein wie das Kochen. Bereits in den Überresten der Pfahlbauten konnte zum Beispiel Kümmel nachgewiesen werden, auch der Bärlauch wurde in 5000 Jahre alten Siedlungen gefunden. Dies mag daran liegen, dass Siedlungen häufig auf höher gelegenen Stellen an Fliessgewässern lagen, wo in der Aue im zeitigen Frühjahr neben Bärlauch auch andere Wildkräuter zu finden waren und sind. Diese Wildkräuter stellten wahrscheinlich einen wichtigen Teil der Vitaminversorgung nach dem Winter hier in unseren Breiten dar, ein Beispiel dafür ist wahrscheinlich das Scharbockskraut, das in zeitigen Frühjahr blüht und reich an Vitamin C ist, aber auch stärkehaltig.

Viele der Kräuter und Gewürze waren und sind gleichzeitig Heilmittel, die Medizin war also nicht nur heilsam, sondern auch noch schmackhaft. Hinzu kam der vorbeugende Effekt der täglichen Nahrung, die mit "Medizin" gewürzt war. Bereits 5000 Jahre v. Chr. machten die Sumerer erste Aufzeichnungen über Lorbeer, Kümmel und Thymian. Rund 2000 Jahre später sammelte der chinesische Kaiser Hoang-tie Vorschriften über Kräuter und Arzneien. Auch in Ägypten wurden zu dieser Zeit in Berichten Gewürze erwähnt. Zu den Griechen und Römern gelangten die Gewürze aus dem Fernen Osten über den langen und beschwerlichen Landweg. Sie stellten sehr teure Raritäten dar, die besonders bei den Römern beliebt waren. Marcus Gravius Apicius verwendet in seinem Kochbuch in vielen Rezepten Pfeffer als Gewürz. Zwar dominieren hier noch die Kräuter des Mittelmeerraumes, aber es kommen auch bereits Ingwer und Kardamom vor. Apicius empfiehlt sie neben dem Pfeffer als Gewürze, die immer im Haus sein sollten.

Es gibt auch Spekulationen, dass Jesus in Indien war. Sollte dies der Fall gewesen sein, könnte er dort auch Heilkunde studiert haben, was seine in der Bibel beschriebenen spektakulären Heilerfolge erklären könnte, da alte Sanskritschriften schon zum Teil sehr fortschrittliche Heilmethoden enthalten, die zum Teil auf Heilpflanzen beruhen.
Gewürze bildeten ein sehr begehrtes Handelsgut und machten Städte reich. Gewürze waren ein Zeichen von Reichtum. So verbrannte Anton Fugger 1530 Schuldscheine von Kaiser Karl V. auf einem Feuer aus Zimtstangen, aus heutiger Sicht kaum der Rede wert, damals ein riesiges Vermögen. So demonstierte er dem Kaiser seinen Reichtum. Gewürze galten als willkommene Gastgeschenke für Fürsten oder wurden als Lösegeld verlangt. So hat der Gotenkönig Alarich von Rom 408 n. Chr. mehrere tausend Pfund Pfeffer als Siegespreis verlangt. Venedig, Genua und Pisa verdankten ihren Reichtum dem Gewürzhandel, der ihnen über 400 Jahre lang hohe Profite brachte. Sie profitierten von den Kreuzzügen, da sie in Palästina näher an der Quelle der Gewürze waren und die Araber, die bis dahin den Handel alleine in der Hand hatten, zumindestens zum Teil umgehen konnten. Die Gewürze waren so wertvoll, dass Verfälscher zum Teil wie Ketzer oder Hexen verbrannt wurden.

Gewürze waren ein starker Anreiz zur Entdeckung der Welt. Kolumbus und Vasco da Gama machten ihre Entdeckungsreisen, weil sie den Seeweg zu den Gewürzinseln finden wollten, um so einen Anteil an den gewaltigen Gewinnspannen beim Gewürzhandel zu bekommen. Während Kolumbus dieser Erfolg verwehrt blieb, gelangte Vasco da Gama 1498 nach Indien. Für fast einhundert Jahre hatten die Portugiesen den Gewürzhandel mit Ostasien weitestgehend unter ihrer Kontrolle und fuhren aus Ostasien riesige Gewinne ein (bis 400 %). Danach gelangten die Niederländer und Engländer durch Eroberungen in Asien in den Genuss dieser Handelserträge. Die Niederländer eroberten Java und die Molukken. Sie gründeten die Ost- und Westindische Kompanie, welche mit eigenen Heeren und politischen Vorrechten die Ausbeutung von Niederländisch Indien übernahmen.
Die Engländer gründeten 1600 ihre East-India-Company, der ebenfalls eigene Soldaten und Kriegsschiffe zur Durchsetzung ihrer Interessen zugestanden worden waren. Die Kompanien hielten die Preise künstlich hoch, indem sie bei großen Ernten rigoros die Gewürze vernichteten. Um dies leichter zu machen, wurden verschiedene Gewürze auf einige Inseln konzentriert, indem sie auf allen anderen Inseln systematisch vernichtet wurden. Dies erschwerte auch den Schmuggel oder die unerwünschte Ausfuhr von Pflanzen. Störende Eingeborene wurden umgesiedelt oder unter einem Vorwand massakriert.
Niederländer und Engländer machten sich im indischen Raum Konkurrenz. Mitte des 17. Jahrhunderts erlangte England mit seiner Flotte die Herrschaft über die Meere und damit die Hoheit über die Handelswege. In Deutschland waren es die Fugger und Welser mit eigenen Schiffsverbindungen nach Ostasien, die besonders am Handel mit Produkten aus dieser Region profitierten. Bei den Fuggern bildeten die Gewürze den Grundstock für ihren sagenhaften Reichtum.
Die tropischen und subtropischen Gewürzpflanzen wurden bereits sehr früh in andere geeignete Regionen überführt, erst im indischen Ozean (z.B. nach Reunion und Madagaskar) später dann besonders nach den Westindischen Inseln vor den Küsten Mittel- und Südamerikas oder den Inseln vor der afrikanischen Ostküste. Bereits 1770 gelang es den Franzosen, geschmuggelte Nelken-, Zimt- und Muskatbäume auf den Seychellen anzubauen. Dies war das Ende des Gewürzmonopols. Die Engländer machten ab 1800 Gewürze zu einer Massenware. Heute sind nur noch zwei Gewürze auf bestimmte Regionen beschränkt: Piment auf die Westindischen Inseln und Canehl-Zimt auf Sri Lanka (Ceylon). Das teuerste Gewürz heute ist der Safran, denn seine Gewinnung ist sehr arbeitsintensiv.

Quelle: Wuerzkraut de


Bildquelle: Pons Bildwoerterbuch

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